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Dokumentarfilm | Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2018 | 85
Minuten, Mit Untertitel!
Regie: Philipp Jedicke |
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Chilly
Gonzales ist preisgekrönter Komponist, Klaviervirtuose und Entertainer.
Er stellt Rap und Elektronik ganz selbstverständlich neben Kammermusik
und ist der unverschämte Pop-Performer, der ungebeten in Bademantel
und Pantoffeln im Elfenbeinturm der Klassik abhängt. Als exzentrischer
Musiker ist er Inspirationsquelle für so unterschiedliche
Künstler wie Feist, Jarvis Cocker, Peaches, Daft Punk und Drake. Veränderung
ist die einzige Konstante in Gonzales‘ künstlerischem Output.
Jedes Mal, wenn sein Publikum glaubt, ihn durchschaut zu haben, vollzieht
er einen radikalen Stilwechsel und bricht mit Erwartungen.
Der Kino-Dokumentarfilm Shut Up and Play the Piano folgt Gonzales von seiner
Heimat Kanada in den Berliner Underground der späten Neunziger und über
Paris in die Konzerthäuser der Gegenwart. Er taucht tief ein in Gonzales‘ Bühnenpersona,
in der Selbstzweifel und Größenwahn zwei Seiten ein- und derselben
Medaille sind. Dabei spiegelt sich Gonzales‘ Verspieltheit als Künstler
in der Machart des Films. Shut Up and Play the Piano verbindet bislang
unveröffentlichtes Material aus Gonzales‘ umfangreichem Video-Archiv
mit neu gedrehten Interviews, Live-Konzerten und fiktionalen Szenen. Realität
und Fiktion werden eins auf einem Trip durch Gonzales‘ Welt.
Directors Statement
Als
ich Gonzo im Mai 2014 zum ersten Mal traf, war ich von seiner Selbstwahrnehmung
als
Künstler fasziniert. Spontan fragte ich ihn, ob ich ein filmisches
Porträt über ihn machen dürfe.
Er sagte nur: „Ja, mach mal.“ Einige Zeit später stand
ich vor seinem Archiv – zwei Umzugskartons voller Videos – und
der Frage: Wie porträtiert man einen Entertainer und Musiker mit
einem Output wie Chilly Gonzales in einem einzigen Dokumentarfilm?
Gonzo hatte vorab eine einzige Bedingung gestellt: keine privaten Situationen
zu filmen. Stattdessen verwies er auf seine Songtexte und sein Archiv – damit
sei alles gesagt. Keine intimen Eindrücke? Was zunächst wie
der Albtraum jedes Dokumentarfilmers klingt, wurde mit der Zeit zu einem
Rahmen, der mir Orientierung gab. Durch das Studieren seiner Texte, das
Sichten seines Archivs und die Gespräche mit ihm konnte ich wiederkehrende
Themen identifizieren und Bezüge zu seiner Persönlichkeit herstellen.
Es ist tatsächlich alles da, in seiner Bühnenpersona, seinen
Raps und seinen Bühnen-Gags. Ironie, Sarkasmus und Fremdschämen
sind Vehikel, mit denen Gonzo seine Unsicherheiten öffentlich
zur Schau stellt und sie angeht. In Gonzos Welt ist Realität immer
eng mit Fiktion verwoben.
Sie wird zu seiner eigenen, übersteigerten Form von Realität.
Während viele Musiker möglichst authentisch erscheinen wollen,
macht Gonzo das Gegenteil und sucht nach der Wahrheit im Kunstgriff.
Unsere gemeinsamen Ziele waren: Gonzos Realität zu entdecken, ihn
dabei aber nicht zu überanalysieren, die Zuschauer nicht zu lenken
und den Film so unterhaltsam wie möglich zu machen. Bei aller Ironie
sollte auch die Liebe spürbar werden, mit der Gonzo jedes einzelne
seiner Projekte anpackt. Ich hoffe, dass uns das mit Shut Up and Play
the Piano gelungen ist.
Philipp
Jedicke ist als Autor, Online-Redakteur und Rechercheur für öffentlich-rechtliche
Sender, internationale Filmproduktionsfirmen, Websites und Magazine tätig.
Im Fokus seiner Arbeit stehen Musik und Kultur. Seine Arbeiten sind u.a.
beim WDR, ARTE, der Deutschen Welle, dem SWR und der Süddeutschen
Zeitung erschienen. Er hat in Kanada und Frankreich gelebt und seit 2001
in Köln eine Heimat gefunden. Shut Up and Play the Piano ist seine
erste Regiearbeit.
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