Fabrikkino: Klassenkampf

Wie ist es, als Junge geboren zu werden, der eigentlich ein Mädchen werden sollte? Wie ist es, in die Unterschicht, ins Prekariat, in die Klasse von Arbeitern, Handwerkern, Bauern und ungelernten Fabrikarbeiterinnen Mitte der 60er Jahre in der west­deutschen Provinz hineingeboren zu werden? Wie ist es, diesen vorgezeichneten tradierten Weg verlassen zu wollen und mit dem Wunsch und der Hilfe von Literatur, Theater und Kunst die Herkunft aus der man kommt hinter sich zu lassen, um in eine andere Klasse, die einem fremd anmutet „aufzusteigen“? Es ist ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen. Es heißt, man benötigt vier Gene­ra­tionen, um die Klasse zu wechseln.

Der Film KLASSENKAMPF thematisiert die Klassenpolitik und erzählt ganz subjektiv anhand der Biographie des Regisseurs das Porträt einer sozialen Herkunft und stellt nebenbei stell­ver­tretend und exemplarisch für viele, die aus den unteren Schichten der Gesellschaft stammen die Klassenfrage. (Unter wort­gewal­tiger Unter­stützung von Didier Eribon, Annie Ernaux u.a. - über allem schwebend und einflüsternd der Gottvater des experi­men­tellen Kinos Jean-Luc Godard.) Klassenkampf ist ein Film da­zwi­schen, ein dreckiger Hybrid, ein Film zwischen doku­men­ta­rischem Exkurs und inszenier­ten Spiele­reien, als Thesen­film in einer filmi­schen, narra­tiven Intervention.

Mit Margarita Breitkreiz („Marija“, „Kaviar“ „Das freiwillige Jahr“) und Lars Rudolph („Der Krieger und die Kaiserin“, Die Werck­mei­ster­schen Harmonien“, „Baby“, „Das kalte Herz“)

Der Filmemacher Sobo Swobodnik rekonstruiert mit experimentellen Mitteln seine Biografie als Beispiel für einen sozialen Aufstieg aus prekären Verhältnissen in ein großstädtisch-intellektuelles Milieu, in dem er nie richtig angekommen ist. Der formal einfallsreiche Essayfilm auf den Spuren einschlägiger soziologisch-literarischer Studien reflektiert über die schmerzhaften Folgekosten gesellschaftlicher Emanzipationsprozesse, wobei er verschiedene Haltungen durchspielt und Widersprüche, Zwänge und Ungleichzeitigkeiten sozialer Veränderungen offenlegt.FilmDienst












 


.






.



Zurück zur Startseite
Dokumentarfilm | Deutschland 2020 | 78 Minuten
Regie: Sobo Swobodnik