"Besser Welt als nie"

Besser Welt als Nie zeigt die Geschichte von Dennis Kailing, der innerhalb von zwei Jahren die Erde umrundet. Alleine – auf einem Fahrrad.

Mit der Frage „was einen glücklich macht“, aber ohne Erfahrung im Radreisen, springt der 24-jährige aus Hessen ins kalte Wasser und fährt von seinem Heimatort einfach los – immer Richtung Osten. Er ist zwar alleine unterwegs, aber so wirklich alleine ist er nur selten. Viele Begegnungen mit interessanten, verrückten oder auch „ganz normalen“ Menschen gewähren ihm Einblicke, die einem als gewöhnlicher Tourist vorenthalten bleiben. Während sich andere eine durchstrukturierte Pauschalreise wünschen, ist diese Radtour eine Reise in die Ungewissheit. Aber in der Ungewissheit verbergen sich die größten Abenteuer – das wird Dennis nach und nach bewusst.

Neben atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und einer gewissen Portion Witz und Ironie, zeigt „Besser Welt als Nie“ aber auch die unangenehmen Seiten einer langen Radreise: Nicht enden wollender Regen in den Anden Südamerikas, Krankheit zwischen goldenen Pagoden in Myanmar und Einsamkeit in den unendlichen Weiten des Australischen Outbacks.

Nach 43.600 Kilometern in 41 Ländern auf 6 Kontinenten und der Umrundung unseres Planeten kehrt Dennis aus dem Westen kommend an den Ort zurück, von dem er gut zwei Jahre zuvor Richtung Osten aufgebrochen war. Am Ende, ist er seiner Frage ’was einen glücklich macht’ auch ein Stückchen näher gekommen – meistens ist es nur eine sehr einfache, klitzekleine, aber völlig natürliche Sache.



Statistiken zur Reise
Besuchte Länder:41
Tage total: 761
Kilometer gesamt: 43.578 km
Ø km pro (Fahr-)Tag: 89,9 km
Ø Geschwindigkeit: 18,52 km/h
Höhenmeter gesamt: 294.895 m
Fahrzeit gesamt: 2.352:51 h
Höchstgeschwindigkeit: 78,63 km/h
Längste Tagesetappe: 231,02 km / 10:42 h
Platte Reifen: 63


INTERVIEW MIT DENNIS KAILING ZU „BESSER WELT ALS NIE“

Wie kommt man auf die Idee, eine solche Reise zu unternehmen? Warum mit dem Fahrrad?
Die Beste Antwort, die ich wohl geben kann, ist: „weil ich einfach richtig Lust drauf hatte“. Es war so ein inneres Brennen oder Verlangen, das sagte, dass ich raus muss. Raus in die große weite Welt, was erleben, neue Dinge sehen, neue Dinge kennenlernen – sich auf ein Abenteuer einlassen. Ich dachte, da gibt es so viel mehr, als in meiner kleinen Welt, in der ich mich bewege.
Und das Fahrrad als Fortbewegungsmittel war anfangs eher eine finanzielle Frage. Von einer großen Reise hatte ich schon lange geträumt, aber dachte immer, es sei zu teuer. Bis ich irgendwann vom Radreisen gehört habe, und auch, wie günstig es sein kann. Alle anderen Vorteile bzw. die Schönheit des Radreisens, lernte ich erst während der Reise kennen.

War der Film von Anfang an geplant? Warum haben Sie ihr Reise gefilmt?
Ich würde es eher als eine Idee oder „Spinnerei“ bezeichnen, schließlich hatte ich keine Erfahrung als Kameramann, Regisseur oder Produzent. Eigentlich habe ich einen Abschluss als Bauingenieur. Aber Film, Fotografie, Bildbearbeitungen, etc. haben mir als Hobby schon immer Spaß gemacht, also habe ich einfach gefilmt und geschaut, was sich so entwickelt. Vieles war learning by doing, und so habe ich nach und nach verstanden, was funktioniert und was nicht.
Warum ich gefilmt habe – ich dachte, auf einer solchen Reise könnten spannende, interessante, wunderschöne, absurde, verrückte Dinge geschehen. Das wäre dann auch ein Film, den ich selbst gerne sehen würde.

Mit was haben Sie gefilmt und wieviel Stunden Material hatten Sie am Schluss?
Ich hatte eine Spiegelreflexkamera, eine Drohne und eine Actionkamera. Nicht zu vergessen ist natürlich auch mein kleines Stativ, an dem ich während der Reise ein ums andere Mal mit dem Fahrrad vorbeigefahren bin. Am Schluss waren es 73 Stunden Rohmaterial.

Wer hat den Film geschnitten bzw. produziert?
Geschnitten habe ich den Film und auch produziert. Ich musste mir unglaublich viele Dinge erst beibringen und nebenbei habe ich noch das gleichnamige Buch geschrieben – deswegen hat alles es gut zwei Jahre gedauert. Gefördert wurde die Postproduktion durch die hessische Filmförderung, was mir ermöglichte Profis an Bord zu holen und einen wirklich professionellen Kinofilm zu machen, mit individuellem Soundtrack, 5.1 Tonmischung, Color Grading, Animationen, und allem was dazugehört.

Der Lockdown stoppte ihren Film gerade mal einen Monat nach Kinostart. Wie gingen Sie damit um?
Ich bin generell ein lockerer Typ und denke mir immer „alles halb so schlimm“. Aber als plötzlich alle Kinos zu waren, saß ich erstmal drei Wochen rum und konnte es nicht fassen – schließlich hatte ich mehr als zwei Jahre, mit Dreharbeiten sogar mehr als vier Jahre an diesem Film gearbeitet. Und genau in die Auswertungsphase kommt dann sowas unvorstellbares. Nach 40 Tagen Ungläubigkeit lief der Film dann im ersten Autokino, das in Deutschland öffnete. Da kam dann ganz vorsichtig ein bisschen Hoffnung auf.

Wie kommt der Film in den Autokinos an?

Erstmal waren viele Veranstalter kritisch: eine Independent-Fahrrad-Doku im Autokino? Aber einige Kinos gaben mir eine Chance und wurden nicht enttäuscht. Der Film kam wirklich sehr gut an und wir waren ein ums andere Mal komplett ausverkauft. Das sprach sich natürlich rum und mittlerweile springen immer mehr Autokinos auf den Zug auf und wollen den Film zeigen. Da ist es wirklich egal, ob wir im normalen Kino oder Autokino sind – die Zuschauer fahren stets mit einem breiten Lächeln aus dem Kino raus und winken nochmal fröhlich durchs Fenster. Das macht mich wirklich sehr glücklich.

Was passiert nach „Besser Welt als Nie“? Gibt es schon neue Projekte?

Erstmal bin ich voll eingespannt mit Film und Buch – Autokinotour und hoffentlich auch noch Freiluftkino-Tour. Was danach passiert weiß ich noch nicht, aber das ist auch gar nicht schlimm. Die Reise hat mir gezeigt, dass es immer eine Lösung gibt, wenn es an der Zeit ist. Eigentlich habe ich schon Lust wieder reisen zu gehen – aber durch die Pandemie und dem weltweiten Lockdown, zieht es momentan nicht wirklich in die Ferne. Ich bin gespannt, wann wir wieder losdürfen.






















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D 2020/111 Min
FSK 0
Soundtrack: Boris Merkfeld