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Rémy und
Mélanie sind 30 Jahre alt und leben im gleichen Viertel in Paris,
nur ein paar Schritte voneinander entfernt. Während Mélanie
nach vielen Verabredungen den Glauben an die Liebe verloren hat, schafft
es Rémy kaum, überhaupt erst ein Date zu bekommen. Sie leben
nebeneinander her, ohne sich je zu begegnen und verirren sich dabei immer
mehr in den Untiefen des modernen Großstadtlebens – und ohne
es zu ahnen, bewegen sich beide doch in eine gemeinsame Richtung…
Dem französischen Regisseur Cédric Klapisch ist es mal wieder
gelungen den Puls einer Generation gekonnt einzufangen. Nach „L’Auberge
espagnole“, „So ist Paris“ oder „Der Wein und
der Wind“, zeigt Klapisch in seinem neuesten Film EINSAM ZWEISAM
die Lebenswege zweier Thirty-Somethings in Paris, die sich einfach nicht
kreuzen wollen. Denn selbst in der romantischsten Großstadt der
Welt und im digitalen Zeitalter, in dem es doch nie einfacher war jemanden
kennenzulernen, ist der Zufall immer noch das letzte Zünglein an
der Waage… In den Hauptrollen sind Ana Girardot und François
Civil (beide „Der Wein und der Wind“) auf der Suche nach
dem Sinn des Lebens.
EINSAM ZWEISAM ist eine Co-Produktion von Ce Qui Me Meut Motion Pictures
mit STUDIOCANAL und France 2 Cinéma.
. Rémy
(François Civil) ist dreißig Jahre alt und Single. Gerade
hat er andere Probleme als sein brachliegendes Beziehungsleben. Auf der
Arbeit wurden außer ihm alle entlassen. In seinem neuen Job findet
er sich nur mühsam zurecht. Und die ihm kürzlich zugelaufene
Katze hat sich ebenfalls schneller von ihm verabschiedet, als es ihm
lieb war. Seit einem Schwächeanfall in der Bahn geht er regelmäßig
zu einem Psychotherapeuten, von dem er sich erhofft, seinem niedergeschlagenen
Gemütszustand auf den Grund zu gehen. Ganz ähnlich ergeht es
nur ein Haus weiter der ebenfalls dreißigjährigen Mélanie
(Ana Girardot). Sie trauert einer unglücklichen Beziehung hinterher,
leidet unter Schlaflosigkeit und fühlt sich generell von ihrem Umfeld
missverstanden. Immerhin ihre Therapeutin hört ihr einmal die Woche
aufmerksam zu. Zwei Menschen in Paris, beide mit sich und ihrem Leben
unzufrieden und obwohl sie sich stets näher sind als gedacht, finden
sie einfach nicht zueinander…
Cédric Klapisch („Der Wein und der Wind“) zieht seine
Geschichte im Stil eines Episodenfilms auf, erzählt dabei allerdings „nur“ zwei
Handlungsstränge parallel. Da ist auf der einen Seite das Leben
von Rémy, auf der anderen das von Mélanie – und hier
von „Seite“ zu sprechen ist durchaus wörtlich zu verstehen,
denn immer wieder wählt Klapisch das Motiv des von der Ferne aus
abgefilmten Hauskomplexes, in dem die beiden Menschen Balkon an Balkon
wohnen und sich aufgrund der dicken Mauern aber selbst dann nicht sehen
können, wenn sie zeitgleich draußen stehen. Tatsächlich
kommen sich die beiden einander so ähnlichen Personen nie so nahe,
wie man es bei so einer Prämisse vielleicht erwarten würde.
Zwar gibt es Momente, in denen Rémy und Mélanie nur wenige
Schritte vor- oder hintereinander hergehen, im selben Moment denselben
Supermarkt betreten oder zeitgleich das eigene Wohnhaus verlassen. Doch
Klapisch geht es bei solch beiläufig inszenierten Momenten nicht
um das Forcieren etwaigen Schicksals. Stattdessen geht es in „Einsam
zweisam“ in Wirklichkeit um etwas ganz Anderes. Und das ist erzählerisch
dann doch deutlich solider als eine banale „Kriegen sie sich oder
kriegen sie sich nicht?“-Geschichte.
Wenn sich im Kino zwei Menschen ineinander verlieben, dann tun sie das
in der Regel ganz am Anfang des Films, werden im Laufe der eineinhalb
bis zwei Stunden mit allerlei künstlich herbeigeführten Hindernissen
konfrontiert, eh schließlich doch das Happy End auf sie wartet.
Doch was geschieht eigentlich in der Phase davor? Genau diesem Abschnitt
widmet sich nun Klapisch und zeigt gerade mithilfe ebenjener Szenen,
in denen sich seine Hauptfiguren immer wieder beinahe begegnen, dass
Rémy und Mélanie einfach noch überhaupt nicht dafür
bereit sind, sich auf jemand Neues in ihrem Leben einzulassen. „Einsam
zweisam“ besteht lange Zeit aus zwei für sich stehenden Porträts.
Sowohl sie als auch er müssen erst einmal bis in die Gegenwart geschleppte
Probleme der Vergangenheit bewältigen, um sich für die Zukunft
freizumachen. Der Film steuert zwar nicht auf einen spektakulären
Twist zu. Trotzdem ist es spannend, zu entdecken, wie sich bei Rémy
und Mélanie nach und nach ebenjene Dinge herauskristallisieren,
die ihnen der Abschluss mit Vergangenem so schwer macht.
Neben einer Geschichte darüber, was alles passieren muss, damit
sich auf der Leinwand überhaupt erst eine Liebesgeschichte entspinnen
kann, ist „Einsam zweisam“ auch ein einfühlsames Generationenporträt.
Gleich zu Beginn werden wir Zeuge der hektischen Welt; die Bilder, die
Klapisch dafür findet, sind zwar nicht neu, aber einprägsam.
So geht es auch im Folgenden weiter. Immer wieder macht der Regisseur
Halt, um aufzuzeigen, wo durch das fehlende Miteinander Menschlichkeit
abhandenkommt – und weshalb Onlinedating eigentlich ganz schön
dämlich ist. Schon in seinem letzten Film „Der Wein und der
Wind“ hat Klapisch eigentlich nichts Neues erzählt. Doch dank
seinem genauen Gespür für emotionale Ausnahmezustände
ist es ihm damals wie heute gelungen, alten Geschichten zu neuen Impulsen
zu verhelfen. Und nicht zuletzt sind es auch die ein weiteres Mal für
Klapisch vor der Kamera stehenden Ana Girardot und François Civil,
die diese antiromantische Tragikomödie mit Leben füllen. Selten
hat man einem Leinwand-Paar ihr Happy End so sehr gegönnt wie hier.
„
Einsam zweisam“ erzählt die Geschichte vor der Lovestory und
ist ganz nebenbei auch noch ein Porträt über eine in Überfluss
und Hektik lebende Generation aus Beziehungsneurotikern, die sich am
Ende doch eigentlich nur nach einem Happy End sehnen.
Antje Wessels/programmkino.de
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